Erstes Schulungswochenende
in Vorbereitung der Oberbürger-meister- und Bürgermeisterwahlen. Was fällt mir
sofort ein, wenn ich an das zurückliegende erste Seminar in Vorberei-tung
der Wahlen der Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte in Branden-
burg im Jahre 2001 denke?: - viel Schnee - interessante Gesprächspartner
- gute Stimmung - neugewonnene Motivation und eine hervorragende Organisation!
Und wirklich, tiefverschneit begann das Schulungswochenende mit etlichen
Gefahren für mich als Autofahrerin. Mir war es zunächst so, als ob ich
in den Winterurlaub fahren würde, eben nur ohne Familie. Aber kaum hatte
ich die anderen (leider nur) sieben Teilnehmer kennengelernt, befand ich
mich auch schon im Seminarraum und war gespannt darauf, was ich an neuen
Dingen in der Kommunalpolitik kennenlernen würde. Spannend war aber zu
Beginn der Veranstaltung die Antwort auf die Frage, wer denn nun als Bürgermeister
kandidieren möchte. Drei von acht. Ist das viel oder wenig? Ich mag mir
zu diesem Zeitpunkt noch kein Urteil erlauben. Auf alle Fälle aber, so
kann ich an dieser Stelle optimistisch festhalten, meinte einer der drei
Kandidaten kurz vor der Abreise am Sonntag: "Hui, ich habe jetzt richtig
Lust darauf bekommen, wirklich als Bürgermeister gewählt zu werden!" Na,
wenn das nicht hoffen lässt? Es spricht wohl aber auch dafür, dass mit
uns Schulungsteilnehmern am Wochenende so einiges "passiert" sein muss.
Richtig! Für mich kann ich ganz persönlich festhalten, dass sich meine
Erwartungen hinsichtlich der Chance, als Kommunalpolitikerin einiges dazuzulernen,
voll erfüllt haben. Vor allen Dingen aber wurde mir deutlich vor Augen
gehalten, dass ich mich als Abgeordnete vor Ort ernster nehmen sollte
und auch darf. In Deutschland gibt es so viel Rechtsvorschrif-ten und
unendliche Paragraphen, um nicht von einem Chaos zu sprechen, die natür-lich
vom jeweiligen Verwaltungsapparat nicht nur gut beherrscht werden, sondern
oftmals geschickt so am Parlament vorbei genutzt werden, um letztlich
die Politik der Landesregierung durchzusetzen. Damit diese Methode, die
sich leider da und dort schon festgefahren hat, sich nicht mehr so einfach
durchsetzen kann, ist es verdammt wichtig, die Rechte eines Kommunalpolitikers,
und alles was damit ver-bunden ist, zu kennen und zu begreifen, um sie
schließlich für die Umsetzung unserer politischen Vorstellungen für eine
sozial gerechtere Gesellschaft bewusst in Anwendung zu bringen. Mit Herrn
Peter Emmerich und Herrn Wolfgang Rachow, beide Gesell- schafter der Kommunal
Akademie, hatten wir Dozenten, mit denen wir in einer recht ungezwungenen
Atmosphäre die "Aufgaben und Kompetenzen der gewählten Abgeordneten der
Stadt- und Gemeindeparlamente im Rahmen der ver-fassungsrechtlich garantierten
kommunalen Selbstverwaltung" sehr gründlich "durchkauen" konnten. Geschäftsordnung
und Hauptsatzung werden in Zukunft jedenfalls für mich zwei wichtige Instrumente
sein, die ich zielgerichteter und fach-gerechter in der Praxis anwenden
und umsetzen werde. Ja, es ist schon so, dass sich die Verwaltung auch
nach unseren politischen Beschlüssen, erst recht, wenn diese durch Mehrheiten
getragen werden, richten muss. Im Klartext, die Verwaltung gilt es auch
mehr für unsere Interessen auch "auszunutzen". Und genau um das "Wie"
haben wir dabei gefachsimpelt. Das Schulungswochenende tat mir auch noch
in der Hinsicht gut, dass ich mal weit weg vom Stress und Alltag in aller
Ruhe die Möglichkeit hatte, von früh bis spät, über grundsätzliche Fragen
der Kommunalpoli-tik zu diskutieren. Dabei war es äußerst interessant,
die praktischen Erfahrungen der anderen kennenzuler- nen. In allem kann
ich feststellen, dass mir das Seminar-wochenende neuen und fachlichen
Rückhalt für mich als Kommunalpolitikerin gege-ben hat. Ich freue mich
schon auf das April-Seminar, in dem es dann u.a. um Rhe-torik, Kommunikation
und Stressbewältigung gehen wird. Auch ein Thema, wie ich meine, mit dem
wir uns viel zu wenig beschäftigen. Auf alle Fälle hoffe ich, dass am
nächsten Schulungsseminar nicht nur mehr Kommunalpolitikerinnen und Kommu-nalpolitiker
den Weg nach Gosen ins Tagungs- und Hotelzentrum finden, sondern ich auch
noch mehr Bürgermeister- kandidatinnen und -kandidaten der PDS ken-nenlernen
werde. Übrigens, das gemütliche Zusammensitzen am Abend sah ich als angenehme
Ergänzung für die Schulung an. Es erinnerte mich wieder an einen kleinen
Hauch von Winterurlaub... P.S. Demokratie
ist eine feine Sache, man muss nur die Grundlagen dafürwissen
und nutzen! Marita Lemke
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kf-Info, Nr. 3-2001 |
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