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Gemeinden –
wehrt euch!

Schneesturm und glatte Straßen hielten offensichtlich viele davon ab, sich auf
den Weg nach Basdorf im Landkreis
Barnim zu machen. Dorthin hatte die couragierte Bürgermeisterin Frau Heidi Freistedt (CDU) eingeladen, um den Schulterschluss mit denen zu suchen,
die sich nicht zwingen lassen wollen, funktionierende Gemeinde und Amtsstrukturen aufzugeben. Prof.
Götz Meder von der Fachhochschule
Wildau erläuterte dem Publikum an-
schaulich, welche rechtlichen Kon-
struktionsfehler der Gemeindegebiet-
sreform zugrunde liegen. Mit einem
kurzen Abriss zur Geschichte der
kommunalen Selbstverwaltung mahnte
er, nicht leichtfertig auf gewachsene bür-
gernahe, basisdemokratische Strukturen
zu verzichten. Er wies, wie nach ihm
viele Vertreter unterschiedlicher Gemein-
den, auf die Gefahr deutlich sinkenden
kommunalpolitischen Engagements der Bürgerinnen und Bürger hin. Nach An-
sicht Meders kommt das Vorgehen der Landesregierung dem Straftatbestand der Nötigung nahe, was aus dem Publikum
sofort die Frage provo-zierte, ob nicht
darin bereits ein Klagegrund liegen kön-
nte. Prof. Meder forderte ebenso wie Vertreter des Gemeindetages Branden-
burg die Gemeinden auf, dem Druck der Landesregierung nicht nachzugeben und
für den Fall gesetzlich verfügter Zwangszusammenschlüsse den Klage-
weg zu beschreiten, für den er durchaus
gute Chancen sieht.
Zugegeben, er hatte keinen leichten Stand, der Herr Hoffmann aus dem Innenminis-
terium, es war allerdings auch nicht sehr überzeugend, wie er versuchte, Ziele und Sinn der Gebietsreform schmackhaft zu machen. Berechtigten Protest erntete er
mit der Bemerkung „tun Sie doch nicht so, als ginge die Welt unter“. Aufhorchen
ließen jedoch leise Zwischentöne, wonach
die Leitlinien Spielraum böten und es
keine „vorgestanzten Vorgaben“ gäbe.
Unter dem Motto „Starke Gemeinden
für ein starkes Brandenburg“ verabschie-
deten die Teilnehmer eine Resolution an
die Landtagsabgeordneten, mit der dem Druck von oben Druck von unten ent-
gegengesetzt werden soll.
Dr. Dagmar Enkelmann

Zur Entscheidung des Landesverfassungsgerichtes über die Verfassungsbeschwerde der Kommune Teupitz erklärt der kommunalpolitische Sprecher und stellv. Vorsitzende des kf Stefan Sarrach:
Nackenschlag für „Reform“-minister
Das Urteil des Landesverfassungsgerichtes ist ein großer Erfolg für die Gegner der Gemeindegebietsreform. Wer bisher glaubte, Innen-
minister Schönbohm könne ungehindert seine Gemeindegebietsre-
form durchziehen, hat die Rechnung ohne das Landesverfassungsge-
richt gemacht. Mit seiner Entscheidung hat das Gericht das Gemein-
dereformgesetz in einem wichtigen Punkt als verfassungswidrig er-
klärt. Es hat bestätigt, dass die Übertragung der Flächennutzungsplan-
ung von den Gemeinden auf das Amt in die kommunale Selbstverwa-
ltung eingreift.
Dieses Urteil ist ein Dammbruch. Es ist offen, ob nicht weitere, be-
reits angegriffene Punkte ebenfalls verfassungswidrig sind. Wenn die Gemeindegebietsreform aber vor allem auf dem Gemeindereformge-
setz fußt, dann muß man sie insgesamt in Frage stellen. Die PDS-Fraktion hat wiederholt auf schwerwiegende Mängel der Gemeindege-
bietsreform hingewiesen. Entsprechende Anträge im Parlament schei-
terten aber an der Mehrheit der Großen Koalition. Ich möchte erneut all jene Gemeinden, die sich bisher den Reformplänen des Innen-
ministeriums widersetzt haben, ermutigen, in ihrem Widerstand nicht nachzulassen.
Runder Tisch
für Bildung in Brandenburg tagte:
Schüler, Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter trafen sich am 13. März in Schöneiche und verabschiedeten folgende Resolution:
" Als Konsequenz von Pisa-Studie, Schulgesetz und eigenen Erfahrun-
gen fordern wir, die Schulentwicklungsplanung sofort zu unterbrechen, alle Dispositionen auf den Prüfstand zu stellen und alle Wirkungen unverzüglich auszusetzen, so lange, bis neue bildungspolitische Vor
haben für die Schulentwicklung ausgearbeitet, demokratisch getestet und rechtsstaatlich legitimiert sind.
Aus der Begründung:
"... Zu hohe Klassenfrequenzen, Zersplitterung des Schul- und Unter-
richtssystems, demotivierende Lehr- und Lernmethoden, verfrühte Schülerauslese und manches andere mehr haben zu dem schlechten Ergebnis geführt. In der Wirtschaft wird seit langem bemängelt, dass vielen Schulabgängern Kompetenzen fehlen, die im internationalen Wettbewerb und zur Ausübung eines Berufes unverzichtbar sind. Die Zukunft der jungen Generation und der Wohlstand des Landes sind gefährdet. Doch es gibt eine Chance zur Umkehr. Gegenwärtig nie-
drige Schülerzahlen sind eine einmalige Chance, unverzüglich die Zahl der Schüler in je einem Klassenraum herabzusetzen. Das kostet nicht mal etwas. Lehrer und Schulgebäude gibt es. Werden wieder mehr Kinder geboren, ist die Anzahl der Lehrer zu erhöhen. Die Klassen-
frequenz sofort herabzusetzen und- etwas später- die Lehrerzahl zu erhöhen sind die Schlüsselfragen. Durch beide Maßnahmen würden auch Erleichterungen für die Lehrer entstehen. Die Frontal-Variante des Unterrichts könnte häufig vermieden werden. Verschleiß und Krankenstand der Lehrerschaft und damit Unterrichtsausfall würden gesenkt. Zugleich würden endlich wieder junge Leute für den Lehrer-
beruf motiviert, dessen Altersstruktur schon heute die Schulentwick-
lungsplaner alarmieren müsste.
Seite 2 kf-Info, Nr. 03/2002
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